Sackgasse Alkohol? – Es gibt Hilfe!

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Aus Sicht des Arztes…

Die wichtige Rolle des Arztes / der Ärztin

1000 AllgemeinpraktikerInnen und FachärztInnen für Innere Medizin werden in den kommenden drei Jahren an einer Weiterbildung teilnehmen, die sie dazu befähigen soll, risikoreichen Konsum besser zu erkennen und mit den PatientInnen zusammen über deren Alkoholkonsum und dessen Senkung zu sprechen. Ziel dieses präventiven Vorgehens ist es, problematische Folgeerscheinungen eines übermässigen Alkoholkonsums möglichst zu vermeiden. Diese Weiterbildung ist Teil der Kampagne «Alles im Griff?», die vom Bundesamt für Gesundheit (BAG), der Eidgenössischen Alkoholverwaltung (EAV) und von der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA) durchgeführt wird. Geleitet wird die Weiterbildung von Béat E. Stoll, der als Arzt an der Medizinischen Fakultät der Universität Genf tätig ist. Er wird durch 25 ÄrztInnen unterstützt, die in den umliegenden Regionen niedergelassen sind, über Erfahrung im Bereich der Weiterbildung verfügen und sich für Fragen im Zusammenhang mit der Qualität der Arzt-Patient-Beziehung interessieren.

Dominique ist 48 Jahre alt. Sie trinkt mittags und abends zwei Glas Wein und anschliessend einen Whisky vor dem Fernseher. Sie kommt wegen einer Bronchitis in die Sprechstunde. Hausärzte und Hausärztinnen haben es häufig mit PatientInnen zu tun, die sich ihres übermässigen Alkoholkonsums gar nicht bewusst sind. In solchen Fällen können sie eine entscheidende Rolle spielen: Gelingt es ihnen, bei einer entsprechenden Gelegenheit den Patienten oder die Patientin durch ein Gespräch zum Nachdenken über den eigenen Alkoholkonsum anzuregen, kann das Risiko gesundheitlicher Folgen und gegebenenfalls einer Entwicklung hin zur Abhängigkeit wesentlich verringert werden.Oftmals ist der Arzt bzw. die Ärztin jedoch ratlos und weiss nicht, wie das Thema angegangen werden soll. Wenn er oder sie einfach fragt: «Trinken Sie Alkohol?», lautet die Antwort womöglich: «Ja, Sie bestimmt auch», und man kommt nicht weiter. Offene Fragen – etwa: «Was meinen Sie zu Ihrem Alkoholkonsum?», «Wie würden Sie vorgehen, um Ihren Alkoholkonsum einzuschränken?» – können hingegen eine Veränderung in Gang bringen.

Früherkennung und Kurzintervention
Den Arzt bzw. die Ärztin auf dem Gebiet der Früherkennung zu schulen bedeutet, dass er oder sie durch das Erlernen einer entsprechenden Gesprächstechnik in die Lage versetzt wird, Aufhänger für die Diskussion über Alkoholfragen zu finden, Gelegenheiten für das Gespräch zu schaffen, den Antworten der PatientInnen zuzuhören und deren Problembewusstsein zu fördern. Der Arzt bzw. die Ärztin spricht während der Schulung über die Beziehung, welche mit dem Patienten oder der Patientin eingegangen wird. Beispielsweise dienen Rollenspiele dazu, Überlegungen zur Bedeutung, die den Äusserungen der PatientInnen beigemessen wird, anzustellen. Wenn der Patient oder die Patientin sagt: «Ich könnte über meinen Konsum nachdenken», kann der Arzt bzw. die Ärztin die Gelegenheit nutzen und «Lassen Sie uns zusammen nachdenken!» sagen. Eines der Lernziele ist, offen zum Thema des Konsums alkoholischer Getränke Stellung nehmen und besser erklären zu können, ab welchem Zeitpunkt dieser Konsum aus medizinischer Sicht als gesundheitsgefährdend gilt. Nachdem der Wein in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle bei den sozialen Beziehungen spielt, ist es schwierig, für eine klare Grenze einzutreten.Die Weiterbildung dient somit nicht dazu, ein pharmazeutisches Erzeugnis zu verbreiten, sondern die Fähigkeiten des Arztes bzw. der Ärztin als SpezialistInnen für die Beziehung mit Ratsuchenden aufzuwerten.

Überzeugende Ergebnisse
Die Anwendung dieser Technik durch AllgemeinpraktikerInnen hat sich bewährt und führt zu positiven und bleibenden Ergebnissen: Bei vier von zehn Personen kann eine Verhaltensänderung herbeigeführt werden, wenn Ärzte und Ärztinnen die Gelegenheit zu einem Gespräch über den problematischen Alkoholkonsum nutzen. Angesichts der Ebene, auf welcher die Prävention stattfindet, ist dieser Anteil beachtlich.

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Das Projekt wird durch den Nationalen Alkoholpräventionsfonds finanziert.